Am 23. November hätte Dr. Walter Schlitt seinen 100. Geburtstag gefeiert. Walter Schlitt verstarb am 24.7.2017. Nicht nur durch seine langjährige Tätigkeit als alleiniger Inselarzt von 1968 bis 1986, sondern vor allem durch seine Fotodokumentation des Insellebens über viele Jahrzehnte ist er vielen Pellwormerinnen und Pellwormern in bleibender Erinnerung geblieben. Dass das Leben in einem kleinen Dorf über einen sehr langen Zeitraum umfangreich dokumentiert wird, ist ausgesprochen selten. Häufig sind es nur kurze Ausschnitte, kaum über einen so langen Zeitraum und selten so umfassend.
Immer schon an Fotografie interessiert, begann Walter Schlitt bereits während seiner aktiven Zeit als Inselarzt zunächst mit Aufnahmen aus seinem Tätigkeitsbereich, in der folgenden Zeit wurde nahezu alles fotografisch festgehalten, was sich im Inselleben so tat. Er besuchte die Fotoakademie von Ulrich Mack, um seine Fertigkeiten an der Kamera zu verbessern und Mack weiß noch heute lebhaft von den oft hitzigen Diskussionen mit Walter Schlitt zu berichten.
.In seinem eigenen Fotolabor wurden die Filme entwickelt und unzählige Abzüge hergestellt. Von der Taufe eines Neugeborenen über Hochzeiten, Jubiläen, Familienfeste bis in nahezu alle Bereiche des Lebens reicht das umfangreiche fotografische Schaffen von Walter Schlitt. Als Fotograf und Chronist drängte er sich dabei nie in den Vordergrund, oft saß er still in der Ecke und sei es nur ein Kinderstuhl in der Pellwormer Kinnerstuv, beobachtete, hörte zu und zückte im richtigen Moment seine Kamera, um einen flüchtigen Moment in eine bleibende Erinnerung zu verwandeln. Über viele Jahre galt sein besonderes Engagement dem De Pellwormer, für den er fast alles Berichtenswerte auch im Bild festhielt. Selten sah man ihn ohne seine geliebte Leica-Kamera. In nahezu jedem Haushalt auf Pellworm sollten sich auch heute noch Fotografien von Dr. Schlitt befinden, da er in der Regel alle Fotografierten mit Abzügen seiner Bilder beschenkte.
Der im Pellworm Verlag von Hans-Jürgen Borchert und Brigitta Seidel veröffentlichte Fotoband „Schlitt“ (https://is.gd/2I6LQT) dokumentiert einen kleinen Teil der mehreren tausend Aufnahmen. Der Bildband gibt einen kleinen aber umfassenden Einblick in ein Inselleben, wie es in Teilen schon verschwunden ist.
Neben dem Inselleben galt Schlitts besonderes Interesse auch den Leuchttürmen Europas. So dokumentierte er fast sämtliche schottischen Leuchttürme, was nicht selten auch mit abenteuerlichen Wegen dorthin verbunden war. In der Arztpraxis gab es mehrere Ausstellungen seiner Bilder zu besonderen Themen, so beispielsweise zum 100. Jahrestag des Pellwormer Leuchtturms oder in mehreren Ausstellungen seine Aufnahmen vom Leben der Kinder auf Pellworm.
Inzwischen ruht dieser außergewöhnliche Fotoschatz im Archiv der Insel und wartet auf ordnende Hände, um auch für zukünftige Generationen das „alte Pellworm“ in Erinnerung zu halten.
Uwe Kurzke