Die Fledermaus – das (auf Pellworm meist) unbekannte Wesen

Pellworms Fauna ist erfreulich vielfältig und augenfällig – die Deichschafe und Rinderwiesen sind landschaftsprägend, Austernfischer und viele andere Vogelarten weder zu übersehen noch zu überhören, und die Insekten werden zumindest werbewirksam beworben. Wer aber kennt die vielen Fledermäuse auf der Insel?
Vielleicht liegt es daran, dass die Fledermäuse (Unterordnung der Ordnung Fledertiere / Chiroptera) erst typischerweise ab der Dämmerung, also kurz nach Sonnenuntergang oder nachts aktiv werden und ihre Jagd auf Insekten beginnen.  Die genaue Uhrzeit hängt von der Art und der Jahreszeit ab. Zusammen mit den Flughunden sind sie die einzigen Säugetiere, die aus eigener Kraft fliegen können. Mit ca. 1270 weltweit bekannten Arten stellen Fledermäuse sogar etwa ein Fünftel aller bekannten Säugetierarten. In Deutschland sind 23 Arten heimisch und bei uns im Norden immerhin 15.

Mithilfe diverser Apps (z.B. Wildlife Acoustics, Batlogger) sowie einem Sonar, das auf ein Handy aufgesetzt wird, oder einem mobilen Batscanner können Fledermäuse vor Ort aufgespürt, bestimmt und ihre im Ultraschallfrequenzbereich angesiedelten Töne fürs menschliche Ohr hörbar gemacht werden. So wurden an einem lauen Sommerabend auf einem entlegenen Hof auf Pellworm auf diese Weise zum Beispiel  vier verschiedene Arten identifiziert, und zwar Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Braunes Langohr (Pelcotus auritus), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) und Teichfledermaus (Myotis dasycneme).  Vermutlich sind sogar mindestens 10 verschiedene Arten auf Pellworm heimisch, die sich alle von Fluginsekten ernähren. Mithilfe des oben beschriebenen Sonars kann zudem eindrucksvoll nachvollzogen werden, wie die Tiere mit deutlich verstärktem „Rufen“ reagieren, wenn sie ein Nahrung versprechendes Insekt verfolgen. Die Apps sind auch in der Lage, die Flugrouten auf dem Gelände nachzuzeichnen und so Hinweise auf die Schlafplätze der Tiere zu liefern.

Angesichts bereits erfolgreicher Bemühungen um Zählung bzw. Kartierung von Vogel- und Insektenarten wäre es wünschenswert, ggf. über ein Projekt – z.B. im Rahmen der Biosphäre – ebenfalls eine Übersicht über die Pellwormer Fledermauspopulation zu erarbeiten. Sicher werden dann manche Pellwormer:innen und Gäste staunen, welch interessante Tiere sich bei ihnen am Haus, unterm Reetdach, im Schuppen oder auch in den Bäumen tagsüber versteckt halten, um dann mit beginnender Nacht den Himmel zu beleben. Und Pellworms schon so besondere Fauna wäre dann um eine bewusst gemachte Facette reicher.

Sören Lang, Holger Dernbach

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