Jens Boysen war der älteste Sohn von NPDG-Maschinist Rudolf Boysen und seiner Frau Lore. Jens machte seinen Realschulabschluss auf Pellworm, fuhr dann als Moses, Jungmann, Leichtmatrose und Matrose auf verschiedenen kleinen Küstenmotorschiffen, Bohrinselversorgern und einem Hochseefischkutter von Büsum. Da er in der Seefahrt keine Zukunft für sich sah, machte er auf dem zweiten Bildungsweg in Lüneburg ein Studium zum Hauptschullehrer. In den Semesterferien erwarb Jens das kleine Küstenschifferpatent mit Zeugnis zum kleinen Fischereipatent. Danach fuhr Jens in den Semesterferien als Steuermann auf einem Kümo in der Finnlandfahrt. Das Studium hat er erfolgreich abgeschlossen.
Da Jens sich inzwischen ein kleines Haus auf Pellworm gekauft hatte und feststellte, der Lehrerberuf sei wohl doch nichts für ihn, erwarb er ein kleines, ca. 180 t tragendes Kümo, die „Süderoog“. Danach folgte die 260 t tragende „Fortuna“, nach der Fortuna erwarb Jens die 370 t tragende „Hangela“, die er in „Jenny“, nach seiner Tochter, umbenannte. Dieses Schiff baute er später zum Trogmuschelfischer um. Die Muschelfischerei lief gut an. Aber nach dem ersten starken Eiswinter starben die Trogmuscheln infolge der Kälte ab. Jens musste das Schiff verkaufen.
Es folgte dann eine Zeit als angestellter Kapitän bei einem Wyker Reeder. Da zu der Zeit die Frachtraten für kleine Kümos sehr gut waren, entschloss sich Jens, wieder in das selbständige Geschäft einzusteigen und erwarb die 1.100 t tragende „Steenborg“. Sein kleines Patent war inzwischen dank seiner Fahrzeiten auf 1.000 BRZ aufgewertet worden, so dass er das größere Schiff fahren durfte. Mit diesem Schiff fuhr Jens in Charter bis zu seiner Rente Fracht auf Nord- und Ostsee.
Inzwischen war Jens mit seiner Frau Jutta und Tochter Jenny von Pellworm über Dänemark nach Flensburg umgezogen. Da Jens in der Küstenfischerei viele Freunde und Bekannte hatte, war er als Aushilfskapitän sehr gefragt: Unter anderem als Steuermann und Versetzungskapitän auf dem Museumsschiff „Dampfeisbrecher Stettin“. Seine Frau Jutta arbeitete ehrenamtlich in der Pantry. Das Flensburger Schifffahrtsmuseum lag Jens sehr am Herzen. Ein guter Freund war Joachim Kaiser, der die „Peking“ aus den USA nach Hamburg holte und so vor dem Verschrotten bewahrte.
Besonderen Einsatz zeigte Jens auch bei der sozialpädagogischen Betreuung und Ausbildung junger Männer, die ohne Schulabschluss und oft schon auf der schiefen Bahn, auf der Steenborg angemustert wurden und dort, wie Jens sagte „wieder auf Schiene“ gebracht wurden. Entscheidend war, dass jungen Menschen eine Zukunft gegeben werden sollte. Für dieses Engagement wurde Jens mehrfach ausgezeichnet.
Irgendwann entschloss sich Jens, doch wieder als Rentner ein Kümo in Fahrt zu bringen und zwar die in Wischhafen aufliegende „Unterelbe“. Leider waren die Auflagen der zuständigen Genehmigungsbehörden für das Schiff nicht zu finanzieren. Durch seine Beziehungen zum Flensburger Schifffahrtsmuseum bekam Jens die Genehmigung, die „Unterelbe“ als Museumsschiff vor dem Museum fest zu machen. Jens baute den Laderaum aus, um diesen für Veranstaltungen zu vermieten. Leider kam Corona dazwischen.
Jens war aber nicht untätig. Er fuhr bis zuletzt gelegentlich einen kleinen Lotsenversetzerkutter und, wenn er gerufen wurde, einen Arbeitsponton vor Kiel aus!
Alle, die Jens Boysen kannten, werden ihn vermissen: Er war eine Persönlichkeit als Mensch und in der Küstenschifffahrt!
In Erinnerung an Kapitän Jens Boysen
Dein Freund Kuddi (Kurt Kossatz)
Ausführliche Informationen zu allen Schiffen von Jens Boysen und der anderen Pellwormer Kapitäne sind im Pellwormer Schifffahrtsmuseum (Dampferschuppen) zu finden. In einer zehnteiligen Serie berichteten Hans Bohde und Jens Boysen im De Pellwormer 2017 ausführlich über das Leben und Wirken von Jens Boysen