Jubiläum im Edeka-Markt Popall
Es gehörte schon eine Portion Mut dazu, als sich Jürgen und Renate Feddersen 1972 entschlossen, den VIVO-Laden von Thomas Andresen (dort wo heute das Modestübchen den Laden hat) am Tammensiel zu übernehmen. Konkurrenz gab es reichlich. Marlene Petersen am Tilli, Günter Thomann am Schütting, Peter Meyer an der Westermühle, Kurt und Roswitha Petersen am Ostersiel und nicht zuletzt Hansi Koopmann am Nordermitteldeich. Heinrich Jöns, der ebenfalls ein Lebensmittelgeschäft am Tammensiel (später Textilladen Karoline Lützen, heute Watt-Rock-Cafe und Galerie Inselnatur) hatte bereits angekündigt, dass er ebenso wie Thomas Andresen seinen Laden nicht fortführen wollte.
Jürgen und Renate Feddersen lebten damals in Fleckeby. Als gelernter Einzelhandelskaufmann war Jürgen viel auf dem Festland unterwegs, Renate arbeitete ausgebildete Erzieherin: Allerdings war Renates Vater die viele Fahrerei Jürgens schon immer ein Dorn im Auge und der Wunsch, Tochter und Schwiegersohn ganz nach Pellworm zu lotsen, war groß.
Dass nun beide Lebensmittelläden am Tammensiel geschlossen werden sollten, war eine besondere Situation. Thomas Andresen riet dazu, gleich einen neuen Laden auf dem Grundstück gegenüber seinem VIVO-Laden zu erreichten. Dies war leichter gesagt als getan. Die Kosten für einen neuen Selbstbedienungsmarkt mit komplett neuer Einrichtung und den Waren lag bei gut einer halben Million D-Mark. Ein Betrag, der heute knapp 900.000 € entsprechen würde. Ein Schuldenbetrag, der für 28-Jährige nicht leicht zu schultern ist.
Manch eine:r erinnert sich noch, es waren turbulente und auch etwas unsichere Zeiten: Ostverträge, Grundlagenvertrag mit der DDR, Olympische Spiele in München mit Geiselnahme und dem Tod von 12 jüdischen Sportlern – Der Club of Rome veröffentlicht seine Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Die deutsche Wirtschaft befand sich zwar in einer Wachstumsphase, die Inflationsrate lag damals allerdings schon bei 5.9 %. Kein Wunder, dass die Finanzierung sich schwierig gestaltete und von Rezension und Ölpreisschock war noch nicht einmal die Rede. Mit Unterstützung von VIVO und der Familie gelang es aber, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Am 10. Januar 1973 war es dann soweit. Mit einem abendlichen Empfang wurde der neue Laden den Pellwormern und Pellwormerinnen vorgestellt und am kommenden Tag öffnete dann der VIVO-Laden Feddersen zum ersten Mal für Kund:innen seine Türen.
Manch eine:r erinnert sich noch, es waren turbulente und auch etwas unsichere Zeiten: Ostverträge, Grundlagenvertrag mit der DDR, Olympische Spiele in München mit Geiselnahme und dem Tod von 12 jüdischen Sportlern – Der Club of Rome veröffentlicht seine Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Die deutsche Wirtschaft befand sich zwar in einer Wachstumsphase, die Inflationsrate lag damals allerdings schon bei 5,9 %. Kein Wunder, dass die Finanzierung sich schwierig gestaltete und von Rezension und Ölpreisschock war noch nicht einmal die Rede. Mit Unterstützung von VIVO und der Familie gelang es aber, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Am 10. Januar 1973 war es dann soweit. Mit einem abendlichen Empfang wurde der neue Laden den Pellwormern und Pellwormerinnen vorgestellt und am kommenden Tag öffnete dann der VIVO-Laden Feddersen zum ersten Mal für Kund:innen seine Türen.
Waren es ursprünglich 200 qm Verkaufsfläche mit Fleischtheke, die genutzt werden konnten, wurde dies rasch zu knapp: Schon nach 10 Jahren erfolgte die erste Erweiterung des Ladens auf 310 qm bis dann 1994 noch einmal gründlich umgebaut und die Fläche auf 350 qm erweitert werden konnte. 1980 wurde von VIVO zu Spar und 2005 dann zu Edeka gewechselt. Der Laden entwickelte sich ausgesprochen gut. Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Kaufmannsläden auf Pellworm klappte gut. Als man während des Schneewinters 1978/79 14 Tage ohne Lebensmittellieferung vom Festland auskommen musste, wurde sich unkompliziert gegenseitig ausgeholfen so gut es ging.
Was Renate und Jürgen Feddersen im Gespräch besonders hervorheben, ist das tolle Team, das ihnen immer zur Seite gestanden habe. Stets einsatz- und hilfsbereit seien ihre Mitarbeiter:innen gewesen und sie hätten sich stets auf sie verlassen können. Ohne dieses Team hätte, trotz der zahlreichen Wechsel, die im Laufe von 50 Jahren zwangläufig waren, ihr Betrieb nie so wachsen können. Und – so betonen beide – auf die Familie sei immer Verlass gewesen: So war Tochter Britta, gelernte Zahnarzthelferin, nach Pellworm zurückgekehrt um im elterlichen Betrieb zu unterstützen. Eine Tätigkeit, die sie zur Freude ihrer Schwester Regina über viele Jahre wieder aufnahm, nachdem die eigenen Kinder aus dem Haus waren.
„Nebenberuflich“ engagierte sich Jürgen auch früh in der Gemeindepolitik: Schon seit 1978 war er als Kreistagsabgeordneter für die CDU aktiv, 1990 wurde er erstmalig zum Bürgermeister und Amtsvorsteher gewählt, ein Amt, das er bis 2005 und anschließend noch einmal von 2013 bis 2018 innehatte. Was ursprünglich eher „nebenbei“ gedacht war, entwickelte sich aber rasch zu einer Vollzeitbeschäftigung. Ohne seine Ehefrau Renate wäre das mit Sicherheit nicht zu schaffen gewesen. Sie hielt ihm den Rücken frei, wenn wieder zahlreiche Termine zu absolvieren waren und sorgte dafür, dass der gemeinsame Laden erfolgreich weiterlaufen konnte. Im Jahr 2000 kandidierte Jürgen erfolgreich für den Landtag Schleswig-Holstein, dem er die folgenden 10 Jahre angehörte. Dies wäre sicherlich nicht möglich gewesen, wenn nicht mit Tochter Regina und deren Ehemann Carsten Popall zwei tatkräftige Mitstreiter bereits seit 1988 im Laden aktiv gewesen wären.
Im Jahr 2000 übernahmen Regina und Carsten das Lebensmittelgeschäft. Und wieder wurde der Laden zu klein. Lange wurde gezweifelt, ob sich ein großer Lebensmittelladen wie auf dem Festland tragen würde. Die Abhängigkeit vom Tourismus, die unsichere wirtschaftliche Lage der Insel, alles Unsicherheitsfaktoren, die die Entscheidung schwerfallen ließen. 2012 war es dann doch so weit. Gemeinsam mit EDEKA wurde die Entscheidung getroffen, das große Wagnis eines Neubaus mit Verdopplung der Verkaufsfläche auf 710 qm einzugehen. Inzwischen haben Regina und Carsten keine Zweifel mehr, ob die Entscheidung richtig war. 18 Angestellte sind im Laden tätig, es herrscht ein gutes Betriebsklima und auch die dritte Generation Feddersen/Popall ist inzwischen im Betrieb tätig und übernimmt mit Verantwortung. Mit ihrer breiten Ausbildung im Einzelhandel sind. Die Enkelkinder Patrick, Sören und Kevin sind fachlich bestens aufgestellt, die Zukunft ist offensichtlich gesichert.
Um sich einmal die Dimensionen klar zu machen: im Winter liefert zweimal die Woche ein Laster mit Anhänger neue Waren an, im Sommer können es auch 8 LKW-Ladungen sein, um den Pellwormer Hunger zu stillen. Knapp 12.000 verschiedene Artikel stehen in den Regalen bereit. Gut 80% des gesamten Angebots stammt von EDEKA. Es sei nicht einfach, so wird berichtet, „Fremdprodukte“ in das Sortiment aufzunehmen. Man ist an ein von EDEKA zentral zur Verfügung gestelltes Warenwirtschaftssystem (LUNAR) gebunden, in das alle Produkte mit zahlreichen Angaben zunächst eingepflegt werden müssen, bevor sie im Regal landen. Aber auch hier wird versucht, neue Wege zu gehen, örtliche Produkte in das Sortiment einzugliedern und wie erfolgreich dies gelingt sieht man beispielsweise auch am Pellwormer Wagnyu, das frisch vom Pellwormer Bauernhof an der Fleischtheke angeboten wird.
Und wieder sind es unsichere Zeiten, der Krieg in der Ukraine und die Folgen der Pandemie sind auch im Edeka-Laden zu spüren. Da sind Probleme mit der Belieferung, nicht alle Waren können so wie gewohnt zu jeder Zeit angeboten werden, hinter den Kulissen führen die Lebensmittelgroßhändler Preiskämpfe, die Inflation treibt gerade die Lebensmittelpreise in die Höhe und nicht selten landet der Unmut der Kunden im Laden an der verkehrten Stelle. Die Tourismusabhängigkeit ist groß und niemand weiß sicher vorherzusagen, wie sich die Dinge in den kommenden Jahren entwickeln werden. Das war vor 50 Jahren eigentlich nicht anders und rückblickend kann man sagen, dass Feddersens und Popalls all die Klippen erfolgreich und auch zum Wohl der Insulaner:innen gemeistert haben. Und da die nächste Generation bereits in den Startlöchern steht, dürfte es auch in 50 Jahren noch den Lebensmittelladen Popall/Feddersen am Tammensiel geben.